Schwanger werden – das erscheint für manche selbstverständlich. Wenn sich ein Paar ein Kind wünscht, wird das Thema Fruchtbarkeit schnell aktuell. Dies kann auch zu großen Spannungen innerhalb der Beziehung führen. Laut Statistik besteht bei „gesunden“ Paaren eine 90%ige Wahrscheinlichkeit zu einer Befruchtung innerhalb eines Jahres. 24 Monate Geduld empfiehlt die WHO, außer bei bekannten Risikofaktoren.
Rückgang der Spermienqualität
Wissenschaftliche Publikationen häufen sich in den letzten Jahren, die einen Rückgang der Spermienqualität bei Männern in Europa belegen. Der Rückgang besteht nun schon seit Jahrzehnten.
Veröffentlichungen wie die der Arbeit von Carlsen et al. (1992), die nach einer Analyse der Daten aus 61 Publikationen seit 1938 einen signifikanten globalen Rückgang der Spermiendichte von 113×10 hoch 6 /ml auf 66×10 hoch 6 /ml in 1991 ableiteten, gaben der Diskussion neuen Auftrieb. Unter Annahme eines linearen Rückgangs ergibt sich daraus eine Abnahme der Spermiendichte von 0,934 x 10 hoch 6 /ml Jahr. Würde sich dieser Trend fortsetzen, wäre die Spermiendichte im Jahr 2060 auf Null gesunken (Licht, 1998).
Quelle: Dr. Heike Jacobi, C h e m i k a l i e n p o l i t i k, Umweltstiftung WWF-Deutschland, Ein Bericht des Institutes für angewandte Toxikologie und Umwelthygiene an der Universität Oldenburg
Was ist ein Spermiogramm?
Referenzwerte eines Spermiogramms nach WHO 5 / 2010
Referenzwerte für ein Spermiogramm nach WHO 5 aus 2010 |
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Ejakulatvolumen | ≥ 1,5 ml (1,4–1,7) |
pH-Wert | ≥ 7,2 |
Gesamtzahl (x10 hoch 6/ml) | 39 (33-46) |
Spermienkonzentration (x10 hoch 6/ml) | 15 (12-16) |
Progressive Motilität (%) | > 32 (31-34) |
Gesamtmotilität (%) | > 40 (38-42) motil (A+B) |
Vitalität (%) (Eosin Test=lebende Zellen) | > 58 (55-63) |
Normale Formen % | 4 (3-4) |
Peroxidase-positive Leukozyten | < 1 Mio./ml |
MAR-Test | < 50% motile Spermien mit anhaftenden Erythrozyten |
Beurteilung der Motilität = Beweglichkeit
Durch die WHO wurde die Motilität (Bewegung) in vier Kategorien von a bis d eingeteilt:
- a: schnell progressiv = schnelle Vorwärtsbewegung
- b: progressiv = langsame, träge Vorwärtsbewegung
- c: nicht progressiv = nur lokale Beweglichkeit, Kreisschwimmer
- d: immotil = keine Beweglichkeit
Mögliche Ursachen für eine Unfruchtbarkeit beim Mann
Durch veränderte Umweltbedingungen und Lebensgewohnheiten ist es auffällig, dass die Unfruchtbarkeit bei Männern in den letzten Jahrzehnten zunimmt und eine verminderte Spermienqualität aufweist.
Unter dem Dunkelfeldmikroskop sind mögliche Phänomene zu erkennen, die eine Spermatogenese negativ beeinflussen, dabei kann das schulmedizinische Labor unauffällig sein. Die sichtbaren Phänomene gelangen über die Blut-Hirn-Schranke und können somit an einer endokrinen Funktionsstörung beteiligt sein. Ebenso gelangen die unter dem Dunkelfeldmikroskop sichtbaren Phänomene zu den Hoden und über die Blut-Hoden-Schranke, somit kann die Spermatogenese gestört werden. Hierbei kann es zu folgenden Schäden am Spermium kommen.
Welche Schäden an der Samenzelle können auftreten?
- Kopfdeformität – Sitz der DNA = keine Befruchtung, frühzeitiger Abort
- Mittelstückdeformität -> hier befinden sich die Mitochondrien = sorgen für Energie und Vorwärtsbewegung
- Schwanzdeformität -> kaum oder keine Vorwärtsbewegung (z.B. Kreisläufer)
Weitere mögliche Ursachen für eine Unfruchtbarkeit beim Mann (Beispiele)
- Hodenhochstand
- Erhöhte Temperatur im Hodenbereich (z.B. Varikocele =Hodenkrampfader)
- Mumps-Infektion mit Beteiligung der Hoden
- Hormonstörungen
- Infektionen des Urogenitaltraktes
- Entzündungen
- Stress
- Überwärmung (zu heißes Duschen, Laptoparbeit auf dem Schoß, zu enge Hosen)
- übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum, Medikamente
- Gonadotoxine (z.B. Pestizide, Schwermetalle, Dämpfe)
- Nikotin, Alkohol, anabole Steroide, Drogen
- Diabetes mellitus
- Hypogonadismus (endokrine Funktionsstörung der Gonaden)
- operierte Tumore, Chemotherapie, Strahlentherapie
- genetische Ursache (z. B.: Klinefelter-Syndrom)
Beurteilung eines Spermiogramms
Beurteilung eines Spermiogramms |
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Normozoospermie | normale Ejakulatparameter |
Oligozoospermie | reduzierte Spermienkonzentration
(<15 Millionen Spermatozoen pro ml) |
Asthenozoospermie | Reduzierte Motilität (<32% motile Spermatozoen) |
Teratozoospermie | verminderter Anteil morphologisch normaler Spermatozoen
(<4% normale Formen) |
Oligo-Astheno-Terato-Zoospermie | Alle 3 Parameter (Konzentration, Motilität und Formen)
sind eingeschränkt |
Krypotozoospermie | Spermiennachweis erst im Zentrifugat
(<1 Mio. Spermien pro Milliliter) |
Nekrozoospermie | keine beweglichen Spermien |
Parvesemie | zu geringes Ejakulatvolumen (< 1.5 ml) |
Azoospermie | keine Spermatozoen im Ejakulat |
Aspermie | kein Ejakulat |
Patientenbeispiel: Spermiogramm bei unerfülltem Kinderwunsch
Spermiogramm vor und nach der Therapie bei unerfülltem Kinderwunsch |
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vor Therapiebeginn | nach der Therapie | |
Gesamtzahl | 39,8 Mio. | 120 Mio. |
Gesamtzahl Ejakulat | 159,2 Mio. | 420 Mio. |
a) schnell progressive Motilität (%) | 4 % | 4 % |
b) langsam Progressive (a+b > 32%) | 22 % | 36 % |
c) lokale Kreisläufer (a+b+c >40%) | 35 % | 36 % |
d) immotil (bewegungslos < 50 %) | 39 % | 24 % |
% normale Formen (> 4 %) | 2 % | 2 % |
% Kopfdeformitäten (Sitz des Erbgutes) | 94 % | 67 % |
% Mittelstückdeformitäten
(Mitochondrien, Energie, Bewegung) |
77 % | 54 % |
% Schwanzdeformitäten
(Vorwärtsbewegung) |
61 % | 75 % |
Vitalität (lebende Spermatozoen) | 65 % | 81 % |
Eosintest (% angefärbte=tote Zellen) | 35 % | 19 % |